Bernhard Heigl: „Unter härtesten Bedingungen – für Mensch und Material“

Mit der Dachstein Bergstation hat Bernhard Heigl das bisher größte Projekt in der Geschichte seines Dachdecker-, Spengler- und Fassadenbau-Unternehmens abgeliefert. Im BMI Experten Talk spricht der Altenmarkter über die brutalen Anforderungen in 2.700 Metern Seehöhe, die Top-Zusammenarbeit mit BMI und was ihn besonders stolz macht.
Zum Thema siehe auch Objektbericht „Dachstein Bergstation“
Bernhard Heigl Bergstation Dachstein Villas
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Zählt ein Projekt wie die Dachstein Bergstation zur Champions League im Dach- und Fassadenbau?

Ja absolut, das ist oberste Liga. So ein Projekt macht man auch nur einmal im Leben – das ist schon etwas ganz Besonderes. Auch für meine Mitarbeiter ist das ein Lebenswerk. Die haben sich da oben quasi verewigt. Das ist ja nicht eine Baustelle wie jede andere. Aber nicht nur wegen der Höhenlage, sondern das ist ja auch ein Prestigeobjekt, wo in der Hauptsaison von Frühling bis Herbst 2.500 bis 3.000 Besucher jeden Tag hinaufkommen. Und da kannst du dann schon voller Überzeugung sagen: „Das hab ich gemacht hier heroben.“

Was macht diese anspruchsvolle Lage auf 2.700 Metern so speziell?

Die Bergstation steht exponiert auf dem Hungerkogel. Links und rechts gehen die Felsen hinunter. So eine Baustelle hat schon etwas. Ich bin persönlich auch sehr stolz, dass ich als Unternehmer so etwas machen durfte. Es wird sicher noch lange darüber geredet, dass wir als Pongauer Betrieb die gesamten Dachdecker-, Spengler- und Fassadenbauarbeiten auf der höchsten Baustelle Österreichs umgesetzt haben.

Was sind die größten Herausforderungen?

Das sind viele Komponenten, die bei so einem Projekt zusammenkommen. Das ist vor allem das Wetter auf 2.700 Metern Seehöhe. Dort schneit es ja nicht nur von oben nach unten, sondern der Wind treibt den Schnee und die Eiskristalle auch vom Gletscher von unten nach oben und weht ihn überall hin. Unsere Mitarbeiter mussten teilweise mit Skibrillen arbeiten, weil ihnen die Eiskristalle vom Gletscher durch den Wind direkt ins Gesicht geblasen wurden. Dazu kommen die kalten Temperaturen, die meistens bei Minusgraden lagen. Bei solchen Bedingungen kannst du natürlich nicht flämmen. Da musst du dann andere Arbeiten machen.

Wie wirkt sich das Arbeiten auf 2.700 Metern körperlich aus?

Allein die Höhenlage macht einiges aus, das ist ganz etwas anderes. Die ersten paar Tage glaubst du ja noch, du kannst dort oben so arbeiten wie herunten. Aber das ist definitiv nicht so, weil die Luft einfach dünner und dadurch der Sauerstoffgehalt viel geringer ist. Du merkst sofort, wenn du schneller gehst, dass dir gleich die Puste wegbleibt. Da denkst du dir: „Was ist denn los mit mir? Warum fühl ich mich plötzlich so schwach?“ Und das ist alles nur wegen der Seehöhe. Da brauchst du schon so ungefähr zwei Wochen, bis sich der Körper daran gewöhnt. Das ist nicht jedermanns Sache dort oben, vor allem wenn jemand generell mit der Luft zu tun hat.

Sind die Arbeiter, die oben tätig waren, also höhenerfahren?

Jaja absolut, das sind richtige Bergfexe. Die gehen auch in der Freizeit gern Bergsteigen. Und was will man mehr als Mitarbeiter, die voll motiviert sind und selbst so etwas anpacken wollen. Das ist einfach schön.

Die Mitarbeiter haben dieses Projekt also durchaus auch als Herausforderung gesehen?

Die Mitarbeiter wollten das unbedingt umsetzen. Sie haben das schon als etwas Besonderes empfunden und sind natürlich sehr stolz darauf, dass sie so etwas Einzigartiges machen durften. Vor allem unser Vorarbeiter Herbert Pichler, der seit 43 Jahren bei uns im Betrieb ist, war von Beginn an Feuer und Flamme für das Projekt. Er war sowieso das Herz und die Seele der Baustelle.

Das heißt er hat das Projekt so richtig ins Laufen gebracht?

Ja genau. Am Anfang habe ich gesagt, wir machen dieses Projekt gar nicht. Das ist zu hoch, zu exponiert, zu windig. So etwas Großes ist nichts für uns, weil dafür wir einfach die Leute nicht haben. Aber dann ist Herbert Pichler an uns im Büro herangetreten und hat gefragt, warum wir das nicht machen wollen. Er meinte, er sei schon bereit dafür. Ich hab zu ihm gesagt, alleine wirst du das aber nicht schaffen. Da hat er gesagt, er hätte schon drei, vier Leute, die mit ihm das Projekt umsetzen würden. Das war, bevor wir bei den Mitarbeitern einmal vorgefühlt haben.

Da ist also dann der Stein ins Rollen gekommen?

Absolut, so ist das Ganze dann für uns im Büro plötzlich interessant geworden. Wenn wir schon vier, fünf Leute haben, die das unbedingt machen wollen, hängen auch wir in der Planung und Angebotsstellung uns voll hinein, dass wir diesen Auftrag bekommen. So ist das zustande gekommen. Und die fünf Mitarbeiter haben tatsächlich das ganze Projekt dann umgesetzt: Dach, Fassade, Photovoltaik-Anlage.

Warum habt ihr von September bis Mai – in den kalten Monaten – bauen müssen?

Das hat den ganz einfachen Grund, dass die Planai-Hochwurzen Bergbahnen auf dem Dachstein im Sommer das Hauptgeschäft haben und im Winter weniger los ist. Aufgrund der klimatischen Bedingungen wurde im September 2023 auch der Skibetrieb am Dachsteingletscher komplett eingestellt. Unsere große Herausforderung auf der Baustelle war, dass wir vor Weihnachten alles dicht bekommen. Gott sei Dank hatten wir im Herbst im Großen und Ganzen gutes Wetter, sonst wäre das wohl nicht so glatt gelaufen. Aber mit dem Wind hatten wir schon oft stark zu kämpfen.

Wie ist die Auswahl und Bereitstellung der Produkte abgelaufen?

Von den Produkten haben wir absolute Hochleistungsmaterialien gebraucht, die extrem widerstandsfähig gegen die Bedingungen auf der Höhe sind und die sich noch dazu bei Temperaturen bis zu minus 30 Grad gut verarbeiten lassen. Daher haben wir Kontakt mit Villas aufgenommen, weil wir unbedingt mit diesen Bitumenbahnen arbeiten wollten. Wir haben ja jahrelange Erfahrung mit Villas und sind mit vielen der Produkte vertraut.

Was waren die Anforderungen?

Schon vor Beginn der Arbeiten haben wir uns überlegt, wie funktioniert das Flämmen auf so einer Höhe – vor allem bei kalten Temperaturen und starkem Wind. Da sind Fragen aufgetaucht wie: „Mit welcher Art von Hochleistungs-Brenner müssen wir arbeiten?“ Wir hatten Bedenken, dass das Flämmen nicht so gut funktioniert. Da geht es um Dinge, die man herunten und auch auf 1.000 Metern Seehöhe sonst gar nicht bedenkt.

Wie seid ihr mit der Unterstützung von BMI Villas zufrieden?

Absolut zufrieden. Das Service von Michael Wiesmüller war in der Hinsicht gewaltig, denn er hat uns in jeder Phase weitergeholfen. Er hat uns nicht nur mit den besten Produkten versorgt, sondern auch dafür gesorgt, dass wir manche, die wir nicht kannten, vorab testen konnten – und vor allem haben wir sie zu einem fairen Preis bekommen. Wir haben überhaupt viel gelernt bei diesem Projekt. Michael Wiesmüller hat sich für dieses Projekt voll ins Zeug gelegt – das hat perfekt gepasst.

Wie waren die Mitarbeiter mit den für sie neuen Bitumenbahnen wie Ventura, Polar oder Alu-Villatherm zufrieden?

Sie waren wirklich hellauf begeistert, dass diese Premium-Bitumenbahnen so gut zu verarbeiten und leicht zu flämmen sind. Sie haben sich in kürzester Zeit auf die neuen Produkte eingestellt und sämtliche Anforderungen super umgesetzt.

Was waren von der Verarbeitung sonst die Herausforderungen?

Die Befestigung des Hauptdachs war schon ganz speziell, weil aufgrund der hohen Windlasten eine intensive mechanische Befestigung nötig war. Wir haben das Schraubenbild so umgesetzt, wie der Statiker das berechnet hat. Das war für uns auch im Büro eine große Aufgabe – vor allem für unseren Projektleiter Michael Schmidt. Der hat wirklich jede Schraube geplant und die ganze Logistik gecheckt. Außerdem hat er alles mit dem Statiker abgeklärt, denn da oben ist ja nichts so normal wie herunten. Da muss man alles extra betrachten, man kann hier nicht von Erfahrungswerten ausgehen. Neben dem Dach kommt noch die ganze Fassade und die Photovoltaik-Anlage dazu – das haben alles wir geplant und komplett umgesetzt.

Kann man die zeitlichen Abläufe mit jenen im Tal vergleichen?

Generell ist das Arbeiten auf der Höhe sehr mühsam und geht relativ langsam. Man kann sagen, dass man dort oben in etwa doppelt so viel Zeit braucht wie herunten. In Summe haben wir extrem viel Zeit in das Projekt investiert. Aber wenn wir das als Unternehmen nicht machen, brauchen wir so etwas gar nicht annehmen. Das beginnt im Büro mit der ganzen Planung und reicht bis zur Logistik, dass wir die ganzen Produkte und Werkzeuge pünktlich auf den Berg bringen. Es musste ja alles mit der Seilbahn transportiert werden – da kann kein LKW hinauffahren.
Die Zusammenarbeit mit den Planai-Hochwurzen Bergbahnen hat hier top funktioniert. Sie haben unsere Materialien immer dann auf den Berg gebracht, wenn unser Vorarbeiter sie gebraucht hat. Es sollte ja auch kein Materialstau entstehen, sondern es musste punktgenau immer das Richtige in der entsprechenden Anzahl vorhanden sein. Wenn gutes Wetter ist und es ist zu wenig Material oben, wäre das eine Katastrophe.

Was bleibt als Fazit noch übrig?

Die Zusammenarbeit auf einer solchen Baustelle ist etwas ganz Anderes als auf jeder anderen. Das ist richtig gut. Und die Wertschätzung der Bergbahnen war ein Wahnsinn. Man kann sagen, alle beteiligten Betriebe waren einfach ein zusammengeschmissener, guter, geiler Haufen – wie eine Familie. Und auf so einer Höhe und unter diesen Bedingungen schweißt das noch einmal zusammen.

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