Buchstäblich versetzt: Die Dachsanierung der denkmalgeschützten Stabkirche Stiege

Dank des ehrenamtlichen Engagements eines Dachdeckermeisters strahlt die Stabkirche Stiege nach der „Translozierung“ und Instandsetzung am neuen Standort wieder im alten Glanz. Dabei kamen zum Einsatz: die Granat 13V Dachziegel von Braas.
Die Stabkirche Stiege wurde am neuen Standort neu aufgebaut und mit Granat 13V Dachziegeln neu eingedeckt.

Die Herausforderung: Denkmalgeschützte Kirche vor dem Verfall retten

Auf einer Anhöhe im Wald in der Nähe von Stiege im Oberharz wurde die Stabkirche in Nachbarschaft der 1897 erbauten Lungenheilstätte Albrechtshaus in den Jahren 1904/1905 erbaut. Bis zu ihrer Instandsetzung in den Jahren 2021 und 2022 war die Kirche durch Verfall und Vandalismus in bedauernswertem Zustand.

Blockhaus in Fertigbauweise mit lebendiger Dachlandschaft

Die Planung für das in Fertigbauweise als nordisches Blockhaus erstellte Gebäude stammt von dem Zimmermeister R. Witte aus Osterwieck nach dem Vorbild der Stabkirche zu Wang im Riesengebirge. Der einschiffige Holzbau mit einem vorgelagerten Vorraum und Chor erhielt durch die mehrfach gestaffelten Satteldächer, ein Pultdach, ein Walmdach sowie einen Dachreiter und geschnitzte Drachenköpfe eine lebendige Dachlandschaft. Das Pultdach über dem Eingang wird von zwei Säulen gestützt. Das Gebäude ist 23 m lang, 11 m breit und ohne den mittig angeordneten Glockenturm 9 m hoch. Das Dach, ausgeführt mit der Tragkonstruktion eines Kehlbalkendaches, war anfangs mit Falzziegeln eingedeckt, die später ersetzt wurden.

Der Glockenturm befindet sich in der Mitte des Daches des Kirchenschiffs. Mehrere Ornamentfenster, zum Teil mit christlichen Motiven, belichten den Altarraum. An den Längsseiten der Kirche bringen drei große bleiverglaste Fenster Licht in den Innenraum, der mit Sichtholz gestaltet und dunkel lasiert wurde. Der Innenraum der Kirche wird durch den offenen Dachstuhl und eine Empore geprägt. Die Stabkirche Stiege gilt als ein Unikat in Sachsen-Anhalt.

Die Lösung: Denkmalgeschütztes Gebäude wird versetzt, Dacheindeckung ersetzt

Jeder Sparren wird wieder neu aufgebaut

Nach denkmalpflegerischen Untersuchungen konnte die Translozierung (Versetzung) umgesetzt werden. Das Bestandsgebäude wurde photogrammetrisch vermessen und aufgenommen. Außerdem wurde jedes Element statisch untersucht. Für den Abbau wurde jedes einzelne Bauteil mit einer Kennzeichnung versehen und in einem nach Bauaufnahme erstellten Plan eingetragen. So konnte jedes einzelne Schalungsbrett, jede Pfette und jeder Sparren nach dem Abbau am neuen Standort wieder aufgebaut werden.

Neue Dacheindeckung erforderlich

Die ursprüngliche Dacheindeckung war hingegen nicht mehr zu gebrauchen und musste daher komplett durch eine neue Deckung ersetzt werden. Im Zuge der Abbauarbeiten versuchten die Dachdecker auch die Deckung des Glockenturms mit Turmfalzziegeln unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten vorsichtig abzunehmen und zu erhalten. Dies gelang aber nur zu Teilen. Hier wurden sogar nach dem Muster der Originalziegel der Ziegelei Möncheberger Gewerkschaft Cassel neue Turmfalzziegel nachgeprägt und in Kleinserie nachgefertigt.

Der Wiederaufbau erfolgte am neuen Standort auf einer Bodenplatte aus Beton. Damit die aufwendigen Bauarbeiten auch während der Winterphase im Oberharz durchgeführt werden konnten, wurde die gesamte Baustelle eingehaust. Zahlreiche Bauteile, die durch Feuchteschäden oder Vandalismus geschädigt waren, mussten ertüchtigt oder ausgetauscht werden. So wurden von den Zimmerern der Werkstätten für Denkmalpflege GmbH Quedlinburg einzelne Sparren und die Fußschwellen erneuert sowie Blockbohlen ersetzt und Verbindungspunkte ertüchtigt.

Divoroll Comfort 4D für einen sicheren Weiterbestand

Auch die Dachschalung konnte nur in Teilen erhalten werden und musste stellenweise ersetzt werden. Die Dachdecker ergänzten die verrotteten Schalbretter insbesondere in den Bereichen der Dachüberstände. Für den sicheren Weiterbestand der Holzkirche wurde die Schalung mit der Braas Divoroll Comfort 4D abgedeckt, die mit einer zusätzlichen Spezialbeschichtung ausgestattet ist und als besonders robust und extrem wasserabweisend gilt.

Doppelmuldenfalzziegel Granat 13V für das Hauptdach

Die Verantwortlichen wählten für das Hauptdach in Abstimmung mit der Denkmalpflege nach historischem Vorbild einen Doppelmuldenfalzziegel Granat 13V. Die Vorteile des Granat 13V liegen auf der Hand.

Traditionelle Optik mit moderner Verschiebetechnik

Der Granat 13V kombiniert traditionelle Optik mit moderner Verschiebetechnik. Sowohl in der Reihen- als auch in der Verbanddeckung bietet er ein angenehm symmetrisches Erscheinungsbild und damit eine harmonische und zurückhaltende Dachoptik. Daher eignete sich der Granat 13V auch für dieses denkmalgeschützte Schmuckstück. Durch den großen Verschiebebereich von 30 mm lässt sich der Ziegel optimal an die vorhandenen Sparrenlängen anpassen.

Eintrieb von Regen und Flugschnee wird verhindert

Eine Wasserbarriere im Kopfbereich verhindert den Eintrieb von Regen und Flugschnee. Die doppelte seitliche Verfalzung führt Regen- und Tauwasser geregelt auf die darunterliegende Pfanne ab.

Auf das Format des Granat 13V abgestimmte Sturmklammer

Die Dachziegel wurden nach einer Windlastberechnung fachgerecht verklammert. Zum Einsatz als Sturmklammer kam ein auf das Format des Ziegels abgestimmter Clip, der besonders verlegefreundlich und schnell zu montieren ist. So erfolgt die Montage mit nur einem Handgriff. Das Klickgeräusch beim Einrasten der Sturmklammer bestätigt die richtige Position.

First und Grate im perfekt abgestimmten Dachsystem

Firste und Grate wurden mit dem konischen First O eingedeckt. Dieser wurde nach Vorgabe der Denkmalpflege vermörtelt und zusätzlich mit einer Schraube gegen Windsog gesichert. Da die Dächer des Originalbaus keine Regenrinne hatten, wurde auch beim Wiederaufbau darauf verzichtet.

Das Ergebnis: Ehrenamtliches Engagement von Dachdeckermeister rettet denkmalgeschützte Kirche vor dem Verfall

Mit einer großen Feier wurde die Stabkirche am neuen Standort im Frühjahr 2022 eröffnet. Dabei wird sie vor allem ein Ort für Kunst und Kultur sein. Und sie steht natürlich als ein besonderes Symbol für ehrenamtliches Engagement: Denn die Rettung der Stabkirche in Stiege war eine Herzensangelegenheit von Dachdeckermeister Helmut Hoppe.

Mit einigen Mitstreitern wurde der Verein „Stabkirche Stiege“ 2014 von dem damals 78-jährigen Dachdeckermeister mit dem Ziel gegründet, die denkmalgeschützte, aber verfallende Kirche in die Ortsmitte von Stiege umzusetzen. Der Verein konnte mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), Fördergeldern von Bund und Land sowie weiteren Stiftungen und zahlreichen Spenden das Grundstück für den neuen Standort erwerben und die Umsetzung der Stabkirche angehen.

Details

Auftraggeber: Stabkirche Stiege e. V.
Architekt: Planungsring Architekten + Ingenieure GmbH, Wernigerode
Denkmalschutz: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Holzschutzgutachten: Holzreuss Ingenieurgesellschaft mbH, Harzgerode
Bodenplatte: Partner Bau Quedlinburg GmbH
Statik: Dr.-Ing. Heiko Koch, Spangenberg
Photogrammetrie: fokus GmbH, Leipzig
Translozierung/Zimmerer: Werkstätten für Denkmalpflege GmbH Quedlinburg
Dachdeckerarbeiten: Helmut Hoppe Dachdeckerei, Stiege

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